Ein Tag im Aichhörnchen Waldkindergarten – Lernen in der Natur

Morgens, wenn der Wald erwacht

Brezel aus bunten Herbstblättern im Waldkindergarten Aichhörnchen, gestaltet von Kindern im Herbst.
Bunte Blätterbrezel – ein Herbstkunstwerk aus dem Wald.

 

Der Tag im Aichhörnchen Waldkindergarten beginnt um acht Uhr – egal, ob Nebel über den Wiesen liegt oder die Sonne durch die bunten Blätter scheint. Manche Kinder sind noch etwas verschlafen, andere rennen direkt los, um ihre Freunde zu begrüßen.

 

Die Rucksäcke werden aufgesetzt, Eltern verabschieden sich, und die Gruppe macht sich gemeinsam auf den Weg in den Wald. Das Rascheln der Blätter unter den Gummistiefeln und der Duft von feuchter Erde begleiten den kleinen Trupp – ein vertrauter Start in einen neuen Tag voller Abenteuer in der Natur.

Der Morgenkreis auf dem Weg

Der Morgenkreis findet im Aichhörnchen Waldkindergarten auf dem Weg zum heutigen Platz statt. Die Kinder singen, zählen, lachen und besprechen, was ansteht. Ein Kind wird zum „Kobelhüter“ gewählt – eine besondere Aufgabe, auf die sich viele freuen. Der Kobelhüter betritt als Erstes den ausgewählten Platz, wählt den Rucksackbaum, einen passenden Platz für das „stille Örtchen“ und später zur Vesperzeit den geeigneten Ort zum Sitzen und Essen aus. Diese Verantwortung stärkt das Selbstvertrauen der Kinder. Rituale geben Sicherheit, und der Kobelhüter lernt, Verantwortung zu übernehmen – für sich, die Gruppe und den gemeinsamen Tag im Wald.

Spielen, Forschen, Entdecken

Der Vormittag im Waldkindergarten-Alltag gehört ganz den Kindern. Es wird gebaut, gesammelt, gebuddelt, gezeichnet, balanciert und gelacht.

Im Herbst verwandelt sich der Wald in ein riesiges Lernfeld voller spannender Entdeckungen:

 

  • Kinder stapfen durch das Laub und spüren, wie es unter den Füßen raschelt.
  • Sie entdecken Spinnennetze, Kastanien und Schneckenhäuser.
  • Sie lernen, warum Blätter ihre Farbe verändern und was Tiere im Herbst alles vorbereiten.

All das passiert spielerisch – und gleichzeitig hochkonzentriert. In der Naturpädagogik gilt: Kinder lernen mit allen Sinnen. Wenn sie einen Regenwurm finden, ihn vorsichtig auf die Hand nehmen und beobachten, entsteht echtes Wissen durch Erfahrung.

 

So fördert der Waldkindergarten nicht nur Wissen über die Natur, sondern auch Achtsamkeit, Feinmotorik und Selbstvertrauen.

Vesperzeit um zehn Uhr

Gegen zehn Uhr ist im Waldkindergarten-Alltag Vesperzeit. Die Kinder setzen sich gemeinsam im Kreis auf ihre Sitzmatten. Jede Brotdose ist anders gefüllt – Apfelschnitze, Brot, Käse, vielleicht ein paar Nüsse. Dazu gibt es warmen Tee aus der Thermosflasche.

 

Vor dem Essen waschen sich alle die Hände – mit Wasser aus Kanistern, die jeden Morgen frisch gefüllt von den Eltern mitgebracht werden. Danach erhält jedes Kind ein kleines Goldtröpfchen – ein duftendes Pflegeöl, das sanft in die Hände eingerieben wird. Dieses Ritual gehört fest zum Alltag

 

Während der Vesper lauschen die Kinder oft einer kleinen Geschichte oder tauschen Erlebnisse aus. Das gemeinsame Essen inmitten der Natur entschleunigt und verbindet – ein Moment der Ruhe und Gemeinschaft.

Bewegung, Verantwortung und Gemeinschaft

Im Waldkindergarten Aichhörnchen ist kein Tag wie der andere – aber eines ist immer gleich: Bewegung. Die Kinder laufen, klettern, balancieren, tragen Äste oder ziehen gemeinsam den Bollerwagen. Dabei schulen sie Körpergefühl, Gleichgewicht und Motorik auf ganz natürliche Weise. Gleichzeitig lernen sie Verantwortung: Werkzeuge teilen, Rücksicht nehmen, sich gegenseitig helfen. Diese Form der Gemeinschaft prägt – und schafft ein soziales Miteinander, das weit über den Kindergarten hinaus wirkt.

Abschied am Mittag

Gegen 12:30 Uhr werden die ersten Kinder abgeholt, manche bleiben noch zum Mittagessen und werden danach um 14 Uhr abgeholt. Zurück am Treffpunkt warten die Eltern bereits. Die Gesichter der Kinder sind oft ein bisschen schmutzig, die Stiefel voller Matsch, und die Augen voller Geschichten.

Ein Tag, der bleibt

Ein Tag im Aichhörnchen Waldkindergarten ist mehr als Spielen im Freien. Er ist ein Stück Kindheit, das nach Erde riecht, nach Freiheit schmeckt und Spuren hinterlässt – nicht im Wald, sondern im Herzen der Kinder. Denn wer lernt, mit der Natur zu leben, lernt auch, auf sich selbst und andere zu achten.
Und das ist vielleicht die schönste Lektion, die der Wald zu bieten hat.

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