Waldgeburtstag im Juni

Heute ist ein besonderer Tag – endlich, endlich ist mein Geburtstag! Am Nachmittag kommen die Kinder zum Geburtstagsfest zu uns nach Hause, aber heute Vormittag feiern wir Geburtstag im Waldkindergarten. Gestern habe ich mit Mama Muffins gebacken. Sie hat gebacken, ich habe verziert: mit Schokolade, Gummibärchen und Smarties ... mmh, lecker. Das fand meine kleine Schwester auch: kaum war sie allein in der Küche, hat sie angefangen, alle Smarties von den Muffins runter zu essen! Dabei sind die doch für die Waldkinder! Aber heute bin ich großzügig: sie darf trotzdem mitkommen zum Waldgeburtstag, obwohl sie erst zwei ist. Mama geht heute auch mit!

Am Winkebänkchen darf ich mir wünschen, zu welchem Platz wir heute gehen. Eigentlich wollte ich zum Moostannenplatz, aber heute ist es so warm, da entscheide ich mich lieber für den Bach. An der ersten Wegkreuzung machen wir Halt für den Morgenkreis. Das Geburtstagskind darf sich bei uns immer wünschen, was gemacht wird. Also darf ich die Kinder zählen, die heute da sind, und mit Geli zusammen zähle ich auf Französisch. Ein Morgenlied darf ich auch noch wählen, und dann wandern wir weiter, denn zum Bächle ist es ganz schön weit. Und unterwegs muss man auch oft anhalten, zum Beispiel bei einer toten Maus, oder bei den Kirschbäumen. Aber es geht bergab, und blitzeschnell sind wir da. Gestern war ein Gewitter, und die Furt ist voll prima Matsche. Wir dürfen barfuss gehen und ziehen die Hosen auch gleich aus. Wir fischen Bachflohkrebse, Wasserschnecken und eine Köcherfliegenlarve ohne Köcher aus dem Wasser und schauen sie in der Becherlupe ganz genau an. Wenn es Bachflohkrebse gibt, ist das Wasser ziemlich sauber, erklärt uns Sonja. In einem Tümpel entdecken wir sogar einen Molch. Jetzt rufen zwei Jungs, sie hätten eine Kröte gefangen, und alle platschen hin, um zu gucken. Wir dürfen die Kröte aber nur kurz behalten, und Geli erinnert uns daran, dass kein Tier zweimal nacheinander gefangen werden darf.

Fast hätten wir das Frühstück vergessen, nur ich natürlich nicht, denn: beim Vesper ist das Geburtstagskind wieder wichtig. Ich wünsche mir einen Vesperspruch und alle müssen mindestens einmal in ihr Brot beißen, dann darf ich die Muffins verteilen. Und dann bekomme ich ganz viele Geschenke: Alle Kinder (bis auf die, die es vergessen haben ...) haben mir was gebastelt oder gemalt. Am schönsten ist das Armband mit dem gefilzten Eichhörnchen, aber auch das große Dinosaurierbild gefällt mir.

Aber jetzt wollen wir noch mal eine Runde ans Wasser. Ich wate mit meiner Freundin bachaufwärts, wir wollen einen Staudamm bauen. Mitten im schönsten Bauen hören wir leider Geli und Sonja rufen. Wir müssen uns auf den Heimweg machen, und wenn wir bei der Kirschbaumwiese noch ein Spiel machen wollen, bitte nicht so sehr trödeln. Klar wollen wir; schnell waschen wir unsere Schlammfüße im Bach und machen uns an den Aufstieg. Auf halbem Weg machen wir eine Trinkpause und spielen Wolf und Gänse, das ist mein Lieblingsspiel. Und dann schaffen wir es gerade noch zum Parkplatz, bevor ein großer Sommerregen losgeht.